Menschen nutzen schon seit Jahrtausenden Masken, um in verschiedene Rollen schlüpfen zu können. So trugen z. B. die Theaterdarsteller in der griechischen Antike Vollmasken, um in die Rolle beider Geschlechter schlüpfen zu können, denn das Schauspiel selbst war den Männern vorbehalten. Zudem ermöglichte es einem Darsteller, innerhalb der jeweiligen Vorstellung mehrere Figuren spielen zu können, da er selbst ja nicht erkennbar war. Während der italienischen Renaissance, in der Commedia dell´ Arte, machten sich die Schauspieler ebenfalls verschiedene Masken zu nutze. Diese Epoche wird gleichzeitig mit den Anfängen des Berufstheaters verbunden. Im Zentrum der Darstellung stand hier die Typisierung der komischen Figur. Über den Abend der Theatervorstellung hinaus war es dem Zuschauer jetzt möglich, die einzelnen Figuren zu typisieren und darüber Rückschlüsse hinsichtlich des Charakters und der Handlungen zu ziehen. Im 20. Jahrhundert erweiterte sich die Vorführungsmöglichkeit. Neben dem Theater oder der Oper gewinnen das Kino und das Fernsehen immer mehr an Bedeutung. Die Verwendung von konkreten Masken sowie spezieller Gesichtsgestaltung erfüllt neben ästhetischen Ausdrucksmöglichkeiten auch semiotische Funktionen. Dem Betrachter wird es anhand unterschiedlicher Signale (ob Gestik, Mimik, Optik oder Sprache) ermöglicht, die Aufführung zu analysieren. Er steht darüber in gewisser Weise in direkter Verbindung zur dargestellten Figur.

Der Beruf des Maskenbildners im Theater entwickelte sich über allgemeine Differenzierungsprozesse über die Dauer der letzten Jahrhunderte. Noch im 18. Jahrhundert war es üblich, das ein gewöhnlicher städtischer Friseur für die Gestaltung der Schauspieler zuständig war, besteht heute die Maskenbildnerabteilung eines deutschen Durchschnitttheaters aus etwa neun Mitarbeitern. Während der Dreharbeiten befinden sich am Set bis zu vier Maskenbildner gleichzeitig. Das Aufgabenfeld ist entsprechen umfangreich, ob Frisurgestaltung bis zum Spezialeffekt, der Maskenbildner ist vor viele Herausforderungen gestellt. Tänzer, Schauspieler und Sänger schlüpfen jeweils auf unvergleichliche Weise in sehr unterschiedliche Rollen, entsprechend sind die Anforderungen an einen Maskenbildner je nach Darsteller und Rolle sehr verschieden. Im Film werden andere Details über die Kamera visualisiert, als es etwa das Bühnenlicht einer Opernbühne vermag. Schon durch die Entfernung zum Publikum müssen im Theater und in der Oper ganz andere Schwerpunkte gesetzt werden als beim Film, um die gewünschte Wirkung beim Publikum auszulösen.

In den USA und vielen westeuropäischen Nachbarländern werden für unterschiedliche maskenbildnerische Tätigkeiten verschiedene Experten eingesetzt. Der deutsche Maskenbildner ist dagegen ein Allrounder und es wird von ihm erwartet, dass er alle Aufgabenbereiche abdecken kann. Er muss sowohl in der Haargestaltung, als Make-up-Spezialist sowie im Maskenbau über profunde Kenntnisse verfügen. Die umfangreiche und anspruchsvolle Ausbildung ermöglicht es ihm, seine Figuren bis ins Detail zu entwickeln. Dies bedingt, dass der jeweils verantwortliche Maskenbildner umfangreiche Informationen über jeweils aktuelle künstlerische Geschehen erhalten muss. Hier ist das optimale Zusammenspiel der einzelnen Experten wichtig. Ob z. B. Regisseur, Bühnenbildner oder Lichtgestalter, sie alle gehören entsprechend zum Produktionsteam und tragen zum Gelingen der Vorstellung bei. Eine besonders enge Zusammenarbeit ergibt sich für den Maskenbildner mit den Kostümbildnern, um das Konzept für die jeweiligen Figuren zu erarbeiten und dem Lichtgestalter, um die jeweilige Farbkomposition abklären zu können.

Die Ansprüche an den Maskenbildner sind entsprechend hoch. Einerseits muss er in der Lage sein, das jeweilige Stück zu analysieren. Dies setzt voraus, dass der Maskenbildner kulturell sehr gebildet ist. Darüber hinaus gehören fundierte Kenntnisse über den aktuellen ästhetischen Diskurs ebenso selbstverständlich zu seinen Fähigkeiten, damit es ihm möglich ist, das Figurenkonzept optimal umzusetzen. Es ist selbstverständlich notwendig, die jeweiligen praktischen Rahmenbedingungen ausreichend zu berücksichtigen. Ob Zeitvorgaben und Kosten, die Darsteller selbst und deren Integration für die finale Inszenierung – im Theater und beim Film bilden sie die elementare Bestandteile des Arbeitsprozesses aus. Unter Berücksichtigung dieser Komponenten gilt es dann, das Publikum mittels einer gelungenen kreativen Lösung zu überzeugen.